Handicap International bei der 79. Sitzung des Ersten Ausschusses der UN-Generalversammlung
In Begleitung von Marwa Almbaed, Kriegsüberlebende aus Syrien und Aktivistin für den Schutz von Zivilist*innen in bewaffneten Konflikten, nahm eine Delegation von Handicap International auch dieses Jahr wieder an den Sitzungen des Ersten Ausschusses für Abrüstung und internationale Sicherheit der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNGA) teil. Die bereits 79. Sitzung in der Geschichte der UN fand im Zeitraum vom 7. Oktober bis 8. November 2024 im Headquarter der Vereinten Nationen in New York statt.
Der Erste Ausschuss der UN-Generalversammlung befasst sich schwerpunktmäßig mit Abrüstungsthemen, einschließlich konventioneller Waffen wie Explosivwaffen und deren Einsatz in bevölkerten Gebieten (EWIPA). Dies bot zahlreiche Gelegenheiten um bei Staatenvertreter*innen zentrale Anliegen im Zusammenhang mit der politischen Erklärung zum besseren Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von EWIPA zu addressieren. Die Erklärung war zwei Jahre zuvor im November 2022 in Dublin unterzeichnet worden und befindet sich derzeit in der Phase iherer Umsetzung.
Am Rande der Ausschusssitzungen traf sich die HI-Delegation mit Vertreter*innen mehrer Unterzeichnerstaaten des Abkommens, darunter Frankreich, Kanada, Luxemburg, den USA und der Schweiz, um sie an die Dringlichkeit der Implementierung und Universalisierung der politischen Erklärung zu EWIPA zu erinnern.
Die Gespräche wurden von Marwa Almbaed geleitet, die aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus die Staaten daran erinnerte, Angriffe auf Zivilist*innen und zivile Infrastrukturen uneingeschränkt zu verurteilen. Sie forderte konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des Abkommens und zur Erweiterung des Unterstützerkreises im Hinblick auf die zweite Follow-Up-Konferenz im Juli 2025 in Costa Rica.
„Für Kriegsüberlebende wie mich sind die Handlungen der Staaten entscheidend. Für uns steht alles auf dem Spiel. Sie bestimmen unser Leben, unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Werden meine Freunde und meine Familie in Syrien sicher sein? Werde ich eines Tages in ein sicheres Land zurückkehren können? Ich möchte bis zur EWIPA-Konferenz 2025 in Costa Rica bedeutende Veränderungen sehen.“
Im Alter von 24 Jahren wurde Marwa selbst Opfer des Einsatzes von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten (EWIPA) in ihren Heimatland Syrien. In Folge eines Autounfalls, der durch einen Bombeneinschlag auf die Fahrbahn ausgelöst wurde, ist sie von der Hüfte abwärts gelähmt. Die Angst, sich als Mensch mit Behinderung bei Bombenangriffen nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können, konnte sie erst ablegen, als sie Syrien verlassen und nach Deutschland kommen konnte, wo sie eine wichtige und äußerst hilfreiche ergotherapeutische Behandlung im Nachgang ihres Unfalls erhielt.
Zudem nahm Marwa auch zusammen mit Vertreter*innen aus Norwegen, Irland, Costa Rica und den Philippinen, dem Büro der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen (UNODA) und dem Internationalen Netzwerk zu Explosivwaffen (INEW) an einem Side-Event teil. Auch bei diesem Anlass forderte Marwa die Staaten nachdrücklich dazu auf, jeden Angriff auf Zivilist*innen und zivile Infrastrukturen zu verurteilen und konkrete Maßnahmen bis zur Konferenz im Juli 2025 in Costa Rica zu ergreifen. Die Veranstaltung mit über 50 Teinehmenden bot eine wichtige Bühne, um Marwas Kernforderungen einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Humanitäres Abrüstungsforum 2024
Parallel zur Sitzung des Ersten Ausschusses der UN-Generalversammlung fand acuh in diesem Jahr wieder das Humanitäre Abrüstungsforum (Humanitarian Disarmament Forum - HDF) statt. Es dient als wichtige Austauschplattform für NGOs und Kampagnen, die sich mit den verschiedenen Aspekten der humanitären Abrüstung befassen. Die HI-Delegation nahm an dem zweitägigen Treffen teil, wobei Marwa in einer Podiumsdiskussion die Bedeutung ihres Engagements als Selbstvertreterin in der EWIPA-Thematik betonte:
„Glaubwürdigkeit kommt aus gelebter Erfahrung. Krieg ist Teil unserer Realität. Deshalb ist es so wichtig, dass Zivilist*innen, die Konflikte erlebt haben, Teil dieser Initiativen sind. Unsere Geschichten bringen Authentizität und zeigen, wie dringend es ist, zu handeln.
Wenn wir die Perspektive von Zivilist*innen in den Mittelpunkt stellen, fügen wir nicht einfach eine weitere Stimme hinzu. Wir bringen Tiefe, Wahrheit und ein menschliches Gesicht in die Diskussion. So bewegen wir uns auf eine Welt ohne die Schrecken des Krieges zu.“
Unter dem diesjährigen Motto „Collaborate!“ bot das Forum eine wertvolle Gelegenheit, die Zusammenarbeit über Organisations- und Kampagnengrenzen hinweg zu fördern und gemeinsam Ziele im Bereich der humanitären Abrüstung voranzutreiben.
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